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Living Begriffsglossar

Published onOct 05, 2023
Living Begriffsglossar
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Notwendiges Vorwissen: Linguistik, Gender und Recht; Mehr als nur Gender: Andere Dimensionen diskriminierungssensibilisierter Sprache

I. Einleitung

Wie das Kapitel zu Linguistik und Gender zeigt, ist und war Sprache immer schon lebendig. Vielleicht ist Sprache aber heute wie nie zuvor in Bewegung. Die Idee dieses Living Begriffsglossars besteht deshalb darin, diskriminierende Begriffe zu sammeln und Alternativen aufzeigen sowie ggf. Erklärungen zu den Ausgangs- und/oder Alternativbegriffen bereitzustellen.

Die untenstehende Tabelle setzt sich aus Einsendungen zusammen, die wir erhalten haben, und aus Begriffen, auf die wir im rechtswissenschaftlichen Forschungsalltag stoßen. Manche Begriffe haben wir in Anführungszeichen gesetzt, um Alternativen aufzeigen zu können, wenn die Ausgangsbegriffe zwar diskriminierend sind, aber häufig leider immer noch in (Rechts-) Texten verwendet werden. Dies gilt nicht für alle diskriminierenden Begriffe.

Die im Diskurs aufgegriffenen Begriffe und ihre Alternativen sind oftmals keine Beseitigung komplexer Diskriminierungen, sondern versuchen einen (etwas) besseren Umgang mit bestehenden Machtverhältnissen zu ermöglichen. Am Ende geht es neben der Sprache stets auch darum, die Verhältnisse selbst zu verändern. Aber Sprache ist daran beteiligt, denn Sprache schafft Wirklichkeit.

Zu beachten ist, dass ein Text auch diskriminierend sein kann, obwohl nicht ausdrücklich ein diskriminierendes Wort Verwendung findet. Wird bspw. über die Straftat einer Person berichtet und in diesem Kontext erwähnt, dass die Täterin eine Schwarze Frau ist, obwohl das für den Bericht über die Straftat völlig irrelevant ist, so ist das rassistisch. Die eigene Dissertation ist deshalb nicht nur auf gender- und diskriminierungssensibilisierte Sprache im Sinne der Verwendung bestimmter Worte hin zu überprüfen. Es sollte auch überprüft werden, ob der Sinn des Textes, der erzeugt wird, diskriminierend ist. Hierfür verweisen wir auf den Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch des Antidiskriminierungsbüros (ADB) Köln gemeinsam mit dem Verband Öffentlichkeit gegen Gewalt e. V.1 Es handelt sich dabei um eine Handreichung für Journalist*innen.

Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass unsere Ausführungen zu den einzelnen Begriffen nicht abschließend sind und nicht alle Facetten eines Themas abbilden können. In den jeweiligen Fußnoten sind deshalb idR. weiterführende Hinweise verlinkt und auch die weiterführende Literatur zu den Themen sollte gelesen werden.

Wir versuchen, nach bestem Vermögen sensibilisierte Sprache zu verwenden, aber auch wir sind diskriminierend sozialisiert und profitieren von verschiedenen Privilegien. Das Begriffsglossar ist keineswegs frei von Fehlern sowie Leerstellen und braucht Hinweise auf Diskriminierungen fortsetzende Sprache. Für entsprechende Rückmeldungen an [email protected] sind wir sehr dankbar.

Das Living Begriffsglossar lebt - wie der Name verdeutlichen soll - davon, dass es lebendig ist. Das Glossar ist nie fertig, sondern soll laufend erweitert werden. Wir freuen uns deshalb über Anmerkungen mit weiteren Begriffen und/oder Alternativen, sodass das Living Begriffsglossar auch von euren Erfahrungen profitiert und mit dem Fluss der Zeit geht.

II. Entgenderte Begriffe

Neben den Methoden für gendersensibilisierte Sprache gibt es auch die Möglichkeit, Begriffe komplett zu entgendern. Dies ist vor allem dann hilfreich, wenn Gender/Geschlecht einer Person nicht bekannt ist oder es darauf gar nicht ankommt.

In der untenstehenden Tabelle sind teilweise Begriffe enthalten, für die wir eine entgenderte Version vorschlagen. Dies sind meist Begriffe, die uns zugesendet wurden. Wir verwenden hierbei die Möglichkeit einer Adjektiv-Konstruktion. So wird aus “Abgeordnete*r” die “abgeordnete Person” oder aus “Vermieter*in” die “vermietende Person”.

Unser Living Begriffsglossar ist dahingehend allerdings nicht umfassend, sondern enthält entgenderte Begriffe nur punktuell und beispielhaft, sofern sie uns zugesendet wurden. Solltet ihr gezielt auf der Suche nach entgenderten, nicht nur rechtlichen Begriffen sein, empfehlen wir das Genderwörterbuch von Geschickt Gendern mit einer Sammlung von mehr als 1000 entgenderten Begriffen.

Das Entgendern eines Satzes bietet sich auch dann an, wenn der Satz das Wort “man” enthalten soll. Das Wort “man” stammt von dem Substantiv “Mann” ab. Teilweise wird eine Verwendung von “man” deshalb abgelehnt, da das Wort maskulin ist und einem Satz eine männliche Bedeutung verleihen kann. Anstelle dessen das Wort “frau” zu verwenden, überzeugt jedoch auch nicht, da hierdurch eine vermeintliche Binarität perpetuiert wird. Die Alternative “mensch” wird häufig belächelt. Das Entgendern eines Satzes kann mithin hier die bestmögliche Lösung sein. So wird aus “Man sollte nicht gendern.” eine Passivkonstruktion wie “Es sollte nicht gegendert werden.” Möglich ist es auch, zu konkretisieren und anzusprechen, welche Personen davon umfasst sind. Dies führt dann zu “Doktorand*innen sollten nicht gendern.”

III. Kontextsensibilität

Einige Alternativ-Begriffe haben wir mit einem besonderen Hinweis markiert, dass es hier besonders auf eine kontextsensible Sprachverwendung ankommt. Dies erkennt ihr an folgendem Zeichen: #K.

Im untenstehenden Glossar werden alphabetisiert problematische Ausgangsbegriffe aufgeführt und jeweils ein oder mehrere alternative Begriffe vorgeschlagen sowie eine entsprechende Erklärung gegeben. Allerdings sollte diese Tabelle nicht dahingehend missverstanden werden, dass ein problematischer Begriff immer einfach ersetzt werden kann und das Problem sich dann erledigt hat. Vielmehr geht es auch darum, zu erkennen, wann und wie Sprache kontextsensibel verwendet werden sollte. Bei manchen alternativen Begriffen zu diskriminierenden Ausdrucksweisen muss je nach Situation entschieden werden, ob es sich z.B. um eine Selbstbezeichnung oder Fremdzuschreibung handelt. Sofern die Selbstbezeichnung einer Person bekannt ist, sollte diese verwendet werden.

Es muss außerdem genauer hingeschaut werden, aus welcher Position heraus geschrieben wird und was genau der sachliche Zusammenhang ist, auf den es ankommt. So kann es etwa wichtig sein an die Kategorie “Frau” anzuknüpfen oder aber eher von “weiblich gelesenen oder sozialisierten Personen” zu sprechen. Kommt es auf die rechtliche Zuordnung als “Mutter”, “Vater” oder nach der ausstehenden Reform des Familienrechts womöglich eher auf die Kategorie "Elternteil" an?

Sprache und ihre Verwendung und Veränderung ist ein politisch umkämpftes Feld, das immer auch auf die dahinterstehenden Diskurse verweist. Als Beispiel kann die Debatte um den Begriff “Rasse” im Grundgesetz herangezogen werden.2 Die Verwendung folgt einer antirassistischen Intention; Benachteiligungen sollen verhindert und beseitigt werden. Dennoch wird der Begriff mit einer biologistischen Konnotation assoziiert, auch wenn wissenschaftlich belegt ist, dass es keine “Menschenrassen” gibt. Wohl ist es die gesellschaftliche Konstruktion einer sozialen Markierung als “weiß” oder “Schwarz”, die in der Folge zum Anknüpfungspunkt für Rassifizierung wird. “Rasse” fungiert insofern als soziale Konstruktion. Um rassistische Diskriminierungen benennen zu können, kann es gleichwohl wichtig sein, sich auf diese Kategorie als Analysekategorie zu beziehen. Allerdings geht damit paradoxerweise auch die Gefahr der Essentialisierung und der Perpetuierung von Rassismus einher (sog. Dilemma der Differenz), denn der Rassebegriff taucht ebenso in rassistischen Konzepten auf.3 Die Debatte um den Begriff der “Rasse” zeigt exemplarisch, dass Begriffe multiple Bedeutungen haben können. Daher ist auch nicht jede Bezugnahme auf “Rasse” als rassistisch anzusehen: Als Selbstbezeichnung kann sie neutral oder gar empowernd wirken.4

Ausführlich zu rassistischer Ansprache und dem “Rasse”-Begriff im Grundgesetz in einem anderen Kapitel unseres Leitfadens.

IV. Das Glossar

Ausgangsbegriff

Alternativer Begriff

Erklärung

Abgeordneter

Abgeordnete Person

Entgenderter Begriff

Abtreibung

Schwangerschaftsabbruch

Der Begriff “Abtreibung” wird teilweise abwertend verwendet, insbesondere von Gegner*innen des Schwangerschaftsabbruchs, die diesen als Mord umdeutet. Die Verwendung des Wortes “Schwangerschaftsabbruch” ermöglicht eine deskriptive und sachliche Beschreibung. Die Frauenbewegung verwendet den Begriff “Abtreibung” gleichwohl in einer kämpferischen, politischen Absicht und insofern im Sinne einer Selbstbezeichnung - die Verwendung kann insofern kontextabhängig sein.5

“Analphabeten”

Gering literalisierte Menschen

Der Begriff “Analphabeten” ist stigmatisierend, weshalb der Begriff “gering literalisierte Menschen” bevorzugt wird.6

Antiziganismus

Antiroma Rassismus; Antiromaismus; Sinti*zze und Rom*nja-Feindlichkeit; Gadjé-Rassismus

Der Begriff des “Antiziganismus” beruht auf dem Z-Wort (siehe hierzu das Z-Wort). Da das Z-Wort diskriminierend ist, können die Alternativbegriffe verwendet werden, um eine Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja zu beschreiben.7 Es ist gleichwohl darauf hinzuweisen, dass der Begriff umstritten ist und trotzdem von einigen Selbstorganisationen verwendet wird, um die enthaltene rassistische Zuschreibung sichtbar zu machen.

Anwalt

Anwaltschaft; Advokatur

Entgenderter Begriff

Arbeitgeber

Arbeitgebende Person; Person, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellt; arbeitgebendes Unternehmen; Arbeitgebende (pl.)

Entgenderter Begriff

Arbeitnehmer

Arbeitnehmende Person; angestellte Person; beschäftigte Person; Arbeitnehmende (pl.); Beschäftigte

Entgenderter Begriff

Armer Mensch

Mensch, der von Armut betroffen ist; Finanziell/ materiell unzureichend ausgestattete Person

Der Ausgangsbegriff könnte vermitteln, dass das “arm” sein eine Wesenseigenschaft ist.8

“Asylant*in”

Schutzsuchende*r; Asylsuchender*er, Antragsteller*in; Asylbewerber*in

Der Begriff “Asylant*in” ist im derzeitigen Sprachgebrauch negativ konnotiert. Meist wird der Begriff für Menschen verwendet, über deren Antrag auf einen Schutzstatus noch nicht entschieden wurde. Es können Alternativbegriffe wie “Schutzsuchende*r”, “Asylsuchende*r”, “Antragsteller*in” oder “Asylbewerber*in” verwendet werden, die neutraler und weniger abwertend sind.9

“Ausländer*in”

#K Personen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit; nichtdeutsche Staatsangehörige

Der Begriff “Ausländer” ist im derzeitigen Sprachgebrauch oft negativ konnotiert. Häufig werden als vermeintliche “Ausländer” abwertend Menschen bezeichnet, die, nicht wie vom Begriff angenommen, tatsächlich die deutsche Staatsangehörigkeit haben.10

Sofern es auf die Staatsangehörigkeit einer Person ankommt und diese Person tatsächlich eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit hat, könnte der Begriff “Ausländer*in” weiterhin verwendet werden. Er fungiert zudem als terminus technicus in diversen Normtexten. Da er jedoch oftmals negativ behaftet ist, kann auf die Alternativbegriffe zurückgegriffen werden, welche neutraler und weniger abwertend sind. Des Weiteren wird der Begriff verwendet, um PoC als “fremd” zu markieren, ohne Rücksicht auf eine (möglicherweise) vorhandene deutsche Staatsangehörigkeit. Die vorhandene deutsche Staatsangehörigkeit wird gar negiert oder herabgesetzt (Stichwort “Passdeutsche”).

Ausländerbehörde

Welcome Center; Ankunftszentren

Es handelt sich dabei um einen terminus technicus. Es gibt gleichwohl Bemühungen, auch seitens Kommunen, von “Welcome Center” oder “Ankunftszentren” zu sprechen.

Ausländer*innen mit deutschen Pass

Der Ausgangsbegriff ist sachlich unzutreffend, da “Ausländer*innen” Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind. “Ausländer*innen mit deutschem Pass” kann es deshalb gar nicht geben. Dieser Begriff soll vielmehr Menschen diskriminieren und ausgrenzen und ihnen das Deutsch-sein absprechen.

“Behinderter”

Mensch mit Behinderung(en)11; behinderter Mensch12; behindert werdender Mensch; BeHinderung; Be_Hinderung

Die Formulierung “mit Behinderung(en)” ist eine gute Alternative, weil sie den Menschen mit Behinderung(en) eben nicht auf diese Behinderung(en) reduziert, sondern die Behinderung(en) als nur einen Aspekt aufzeigt. Dasselbe gilt für die Verwendung “behinderter” als Adjektiv. Keine Alternative sind Euphemismen, wie “Mensch mit besonderen Bedürfnissen”, da die Bedürfnisse nicht besonders sind.

Kein Alternativbegriff ist der des “Handicaps”, da auch dieser Begriff abwertend ist, weil er von einem Defizit des Menschen mit Behinderung(en) ausgeht.13 Er kann nur aufgegriffen werden, wenn er als Selbstbezeichnung verwendet wird.

In den Disability Studies hat sich außerdem die Schreibweise BeHinderung oder Be_Hinderung etabliert, um anzuzeigen, dass für gleichberechtigtes Leben die gegebene Normalität dahingehend hinterfragt werden muss, wen sie bevorteilt.14 Denn durch dominante Arten der Fortbewegung (z.B. über Treppen) oder der Wahrnehmung (z.B. visuelles Lesen) können infrastrukturell und/oder sinnlich-medial Menschen an gleicher Teilhabe gehindert werden. Die wesentliche Verschiebung im Denken und Schreiben über Behinderung(en) lautet demnach: Menschen sind nicht behindert, sondern werden erst durch den entsprechenden Kontext behindert.

Behindertengerecht

Barrierefrei; Nennung einzelnen Barrieren und Hilfsmitteln zu deren Überwindung

Der Begriff “behindertengerecht” ist unpräzise, weil damit nicht klar wird, für welche Menschen die Nutzung einer Sache “gerecht” gestaltet wird. “Behindertengerechte” Toiletten sind bspw. häufig an den Bedürfnissen von Menschen mit Rollstuhl orientiert und nicht an den Bedürfnissen von Menschen mit Sehbehinderung. Wird eine Nutzung hingegen als “barrierefrei” bezeichnet, zeigt dies, dass die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt worden.15 Darüber hinaus kann es hilfreich sein, die bestehenden Barrieren und Möglichkeiten zu deren Überwindung zu benennen. Denn es ist nicht immer klar, ob und inwiefern etwas wirklich für alle barrierefrei ist. Bspw.: Die Veranstaltung findet auf deutscher Lautsprache statt. Es wird eine Übersetzung ins Englische und in Gebärdensprache geben.

Betroffen von...; leidet an...; Opfer von...

Hat die Diagnose XY; wird behindert aufgrund von XY16

Die Alternativformulierung vermeidet die Darstellung von Behinderung als Stigma und Defizit. Menschen mit Behinderung leiden nicht automatisch oder sind Opfer ihrer Behinderung.17

#K Alternativformulierungen wie “hat die Diagnose XY” sollten nur kontextsensibel verwendet werden, da diese Informationen mitunter intim sind. Zudem unterstützen sie ggf. eine (nur) medizinische oder pathologische Sicht auf Behinderung, anstatt Behinderung auch als gesellschaftlich hervorgebrachtes Phänomen zu behandeln.

Bildungsfern

Eine Person, die vom Bildungssystem nicht erreicht/ausgeschlossen wird

Der Begriff “bildungsfern” wird als diskriminierend abgelehnt, da er die Schuld für die fehlende Bildung der jeweiligen Person zuspricht.18

“Blinder”

Blinder Mensch; Mensch mit Sehbehinderung; sehbehinderter Mensch

Die Formulierungen “blinder” oder “sehbehinderter” 19 Mensch sowie “Mensch mit Sehbehinderung” sind eine gute Alternative, weil sie den blinden Menschen eben nicht auf das Blind sein reduzieren, sondern das Blind sein als nur einen Aspekt aufzeigen.

Alternativbegriffe wie “sehgeschädigt” oder “Sehschwäche” sollten hingegen nicht verwendet werden.20

Blinder Fleck; blind für etwas sein

Etwas nicht wahrnehmen können/wollen; etwas unbewusst tun

Die Formulierungen “blinder Fleck” oder “blind für etwas sein” sollen Situationen beschreiben, in denen etwas nicht wahrgenommen wird oder nicht wahrgenommen werden möchte. Das Blind sein wird hierbei als etwas Negatives gewertet. Um diese negative Konnotation zu vermeiden, können Alternativbegriffe verwendet werden. Ob die Ausgangsbegriffe diskriminierend sind, wird nicht von allen Menschen gleich beurteilt.21 Da aber manche Menschen diese Begriffe als diskriminierend wahrnehmen, sollten sie vermieden werden.

Bürge

Bürgende Person; Person die eine Bürgschaft übernimmt

Entgenderter Begriff

Bürger

Angehörige eines Staates/einer Kommune

Entgenderter Begriff

Clan-Kriminalität

Kriminelle Bande; organisierte Kriminalität (nur sofern tatsächlich zutreffend)

Der Begriff der “Clan-Kriminalität” wirkt stigmatisierend und erzeugt Konnotationen, die einem Diskurs über die meist organisierte Kriminalität nicht zuträglich sind. Er ist außerdem diskriminierend, da er ethnisierend verwendet wird und der Erzeugung Fremdartigkeit dient, die die Angehörigen eines “Clans” ausgrenzen soll.22

Eigentümer

Eigentum innehabende Person

Entgenderter Begriff

Einwohner

Bevölkerung (pl.), Menschen der Stadt/des Landes (pl.)

Entgenderter Begriff

“Farbige”; “Dunkelhäutige”

#K PoC: People of Color (sing. Person of Color),; BPoC: Black and People of Color; BIPoc: Black, Indigenous and People of Color; Schwarze Person (wobei das “S” groß geschrieben wird, um darzustellen, dass es hierbei um eine gesellschaftliche Zuschreibung geht23 - parallel dazu wird weiß kursiv geschrieben)

Die Begriffe der “Farbigen” oder “Dunkelhäutigen” haben einen kolonialistischen Hintergrund und sollten deshalb nicht verwendet werden. Vielmehr sollte auf die genannten Alternativbegriffe zurückgegriffen werden. Diese Begriffe sind keine Synonyme, sondern schließen jeweils andere Personen aus/ein. Es geht hierbei vor allem um die Diskriminierungserfahrungen und Hintergründe, die die nicht-weißen Personen aufgrund der gesellschaftlichen Zuordnung als nicht-weiß erfahren müssen. Sofern die Selbstbezeichnung24 einer Person bekannt ist, ist diese vorrangig zu nutzen.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, sich das Problem des Colorism zu vergegenwärtigen. Colorism bezeichnet eine Diskriminierung von Menschen mit dunklem Hautton gegenüber Menschen, die einen helleren Hautton haben.25 Diese Diskriminierung kann nicht nur von weißen Menschen ausgehen, sondern auch innerhalb der Community auftauchen.26

“Flüchtlinge”

Geflüchtete

Dem Begriff “Flüchtlinge” wird insbesondere seit 2015 in kontext- und wortbezogenen Diskussionen eine negative Konnotation zugeschrieben. Der Begriff “Geflüchtete” ist neutraler und weniger abwertend. Der Alternativbegriff soll zum Ausdruck bringen, dass die Flucht kein Bestandteil des Menschen ist, sondern lediglich ein Umstand.27 Die Basis “flücht-” stellt die Flucht selbst in den Vordergrund und nicht die Ursache. Der Fokus der Kritik liegt auf dem Suffix “-ling”, mit dem problematische Assoziationen einhergehen.28 Die bestehende Empirie zur wortbezogenen Diskussion ist gleichwohl uneinheitlich. Sprachgebrauchsanalysen zeigen, dass “Flüchtling” im abwertenden Kontexte jedoch häufiger auftritt als im positiven.29

Wird der Begriff im Rechtskontext verwendet, muss darauf geachtet werden, dass er bei staatlichen Pflichten gegenüber Migrierenden und Schutzsuchenden eine wesentliche Rolle spielt.30 So spricht insbesondere die Genfer Flüchtlingskonvention ausdrücklich von “Flüchtlingen”.

Flüchtlingsstrom; Flüchtlingswelle; Flüchtlingskrise

Fluchtmigration; langer Sommer der Migration

Die Begriffe “Flüchtlingsstrom” oder “Flüchtlingswelle” entmenschlichen die geflüchteten Menschen und werden im derzeitigen Sprachgebrauch gezielt zu dieser Entmenschlichung genutzt. Sie sollen eine vermeintliche Gefahr symbolisieren, die von den Geflüchteten ausgeht.31 Der Begriff “Fluchtmigration” ist deshalb neutraler. Der Begriff “langer Sommer der Migration” kann hingegen verwendet werden, wenn vom Fluchtgeschehen in 2015 geschrieben wird.

Frauen

Frauen*; Frauen

Um zu betonen, dass Geschlecht nur konstruiert ist, wird teilweise ein * hinter den Begriff “Frauen” gesetzt oder der Begriff wird kursiv geschrieben. Ziel ist es, hierdurch das Spektrum an Geschlechtern deutlich zu machen.

Teilweise wird diese Vorgehensweise jedoch auch abgelehnt, da trans*, inter* oder nicht-binäre Frauen hierdurch als “andersartig” markiert werden könnten.

Fremdenfeindlichkeit

Rassismus

Der Begriff der “Fremdenfeindlichkeit” ist problematisch, weil er den betroffenen Personen eine Fremdheit zuspricht und eine Zugehörigkeit abspricht (sog. Othering). Ist bspw. eine Schwarze Person von “Fremdenfeindlichkeit” betroffen, impliziert der Begriff, dass diese Person “fremd” sei. Es bietet sich daher an, auf den Begriff des “Rassismus” zurückzugreifen, da es sich bei fremdenfeindlichen Äußerungen oder Taten meist um rassistische Äußerungen oder Taten handelt.32

Geisteskranke

Mensch mit kognitiver Beeinträchtigung; Mensch mit psychischer Beeinträchtigung33

Der Begriff des*der Geisteskranken ist abwertend, wird allerdings von der Kommentierung und der Lehre zu § 105 BGB häufig verwendet. Dieser Begriff sollte nicht reproduziert werden, sondern es sollte eher auf die Alternativbegriffe zurückgegriffen werden.

Gesetzgeber

Legislative; Gesetzgebende Gewalt; Gesetzgebung

Entgenderter Begriff

Illegale Einwander*innen

Illegalisierte Migrant*innen/Migration; Menschen ohne Papiere (sans-papier)

Durch eine Blickwinkelverschiebung wird der Fokus verschoben von der Person hin zu dem gesellschaftlichen Prozess, mit dem das Stigma der Illegalität einhergeht.34 Der Begriff “Menschen ohne Papiere” ist angelehnt an “Sans Papiers”, der sich vor allem in Frankreich und der Schweiz im Zusammenhang mit illegalisierter Migration etabliert hat. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass die betroffene Person kein Ausweisdokument, Krankenkassenkarte, (gültige) Aufenthaltserlaubnis etc. vorweisen kann. Der konnotationsärmere Begriff “irreguläre Migrant*innen” stellt keine passende Alternative dar.35

“Intersexuell”

#K

inter*

Der Begriff “intersexuell” deutet eine Verbindung des Inter* seins mit der Sexualität an, die nicht besteht. Der Begriff “inter*” kann wie ein Adjektiv verwendet werden, Beispiel: “Eine inter* Person geht zum Supermarkt.”

Der Stern soll hierbei vielfältige intergeschlechtliche Realitäten abbilden.

#K Zu beachten ist allerdings, dass einige inter* Personen den Begriff “intersexuell” als Selbstbezeichnung verwenden. Diesem Wunsch sollte dann entsprochen werden.36 Als entsprechend unmarkiertes Gegenstück zu inter* wird der Zusatz endo37 verwendet. Auch hier stellt sich die Frage, welche Position jeweils als abweichende markiert wird. (Siehe auch bei trans*).

Islamismus

(Islamistischer) Extremismus

Wird der Begriff des “Islamismus” verwendet, soll häufig ein terroristischer Akt bezeichnet werden. Islamismus und Terrorismus sind allerdings nicht gleichzusetzen.38

Es sollte auf den Begriff des Extremismus zurückgegriffen werden.

Jüdische Menschen; Jüdische Mitbürger*innen; Menschen jüdischen Glaubends

Jüd*innen

Häufig werden Begriffe wie “jüdische Menschen”, “jüdische Mitbürger*innen” oder “Menschen jüdischen Glaubens” verwendet, um an die nationalsozialistische Verwendung von “Juden” zu erinnern und eine Diskriminierung zu vermeiden. Dies liegt auch darin begründet, das “Jude” auch heutzutage noch als Schimpfwort verwendet wird.

Gerade vor dem Kontext des Othering39 kann dies dazu beitragen, Jüd*innen auszugrenzen.40

Es sollten deshalb der Begriff der “Jüd*innen” verwendet werden. Hier kann es allerdings vorteilhaft sein, auf den Asterisk (Genderstern) zu verzichten und bspw. auf den Gender-Doppelpunkt zurückzugreifen, da Screenreader den Asterisk häufig als “Judenstern” lesen.

Kaufmann

Kaufleute (sg.); Handelstreibende (pl.)

Entgenderter Begriff

Kopftuch

#K Achtung, diese Alternativbegriffe sind keine Synonyme, sondern bezeichnen verschiedene Arten der Körperbedeckung!

Hidschab; Amira; Chimar; Tschador; Niqab; Burka41

Verschleierung

Der Begriff des “Kopftuchs” kann abwertend verwendet werden. Dies geschieht insbesondere dann, wenn es um muslimische Menschen geht, obgleich auch in anderen Religionen Körperbedeckungen getragen werden.

#K Der verallgemeinernde Begriff “Kopftuch” wird häufig selbst von muslimischen Menschen verwendet. Auch da es verschiedene Möglichkeiten gibt, wie muslimische Menschen ihren Körper bedecken, sollte allerdings auf eine präzise Bezeichnung der Art der Körperbedeckung zugegriffen werden, wenn die betreffende Person diese Bezeichnung selbst verwendet. Ebenfalls der Begriff der “Verschleierung” ist eine Selbstbezeichnung.

Teilweise wird der Begriff des “Kopftuchs” außerdem verallgemeinernd verwendet, wenn bspw. die aktuelle Debatte angesprochen wird, ob muslimische Referendarinnen im juristischen Vorbereitungsdienst ein Kopftuch tragen können.

Kritiker

Kritische Stimmen

Entgenderter Begriff

“Krüppel”; “Invalid”; “Mongoloismus”, “Zwerg”/”Liliputaner”, “a/normal”, “Mensch mit Autismus”42

#K Die Verwendung dieser und ähnlicher Wörtern ist nur akzeptabel als Selbstbezeichnung.43

Männer

Männer*; Männer

Um zu betonen, dass Geschlecht nur konstruiert ist, wird teilweise ein * hinter den Begriff “Männer” gesetzt oder der Begriff wird kursiv geschrieben. Ziel ist es, hierdurch das Spektrum an Geschlechtern deutlich zu machen.

Teilweise wird diese Vorgehensweise jedoch auch abgelehnt, da trans*, inter* oder nicht-binäre Männer hierdurch als “andersartig” markiert werden könnten.

Mauschelei; mauscheln

Die Herkunft des Begriffs “mauscheln” ist vielen Personen nicht bewusst. Es handelt sich dabei um eine Ableitung der jüdischen Form des Vornamen Moses. Dieser wurde als Spottname für jüdische Händler und Übername für von Armut betroffene Jüd*innen verwendet. Das Wort kann insofern mit dem diskriminierenden Wort “türken” verglichen werden. Der Begriff sollte vermieden werden, da mit ihm eine Abfälligkeit gegenüber Jüd*innen einhergeht.44

Mieter

Mietende Person

Entgenderter Begriff

Mensch mit Migrationshintergrund

Mensch mit Migrationsgeschichte; Mensch mit internationaler Familiengeschichte; migrantisch gelesener Mensch; migrantisierter Mensch; nicht-weiße Person

Der Begriff “Mensch mit Migrationshintergrund” ist im derzeitigen Sprachgebrauch negativ konnotiert und wird teilweise abwertend genutzt.45 Alternativen wie “Mensch mit Migrationsgeschichte” oder “Mensch mit internationaler Familiengeschichte” sind hingegen wertschätzender. Begriffe wie “migrantisch gelesener Mensch” oder “migrantisierter Mensch” können ausdrücken, dass eine (vermeintliche) Migrationsgeschichte häufig durch eine Fremdzuschreibung festgestellt wird. Häufig wird der Begriff “Migrationshintergrund” außerdem verallgemeinernd für Menschen verwendet, die nicht-weiß sind. Der Alternativbegriff der “nicht-weißen Person” könnte deshalb passend sein, wenn eine Diskriminierung nicht an eine Migrationsgeschichte, sondern rein an das Aussehen einer Person anknüpft.

Muslimische Religion

Islam

Der Begriff “muslimisch” wird in Bezug auf Menschen verwendet. Diese Menschen sind Angehörige des Islams.

Mutter

#K

Wenn es um den Umstand der Schwangerschaft geht: schwangere Person; wenn es um den Umstand der Geburt geht: gebärende Person; Elternteil; Mutter

Die entgenderten Begriffe könnten zum Beispiel notwendig sein, weil auch auch trans* Väter und nicht-binäre Personen schwanger werden und gebären können.

#K Unter Umständen kann es aber auch wichtig sein, bei dem Begriff “Mutter” zu bleiben, insbesondere wenn nach derzeitiger Rechtslage Elternteil werdende trans* Frauen, trotz angepasstem weiblichen rechtlichen Geschlechtseintrag, inkorrekterweise als Vater eingetragen werden.

M-Wort

M-Wort

Es wird davon abgeraten, das M-Wort vollständig auszuschreiben.

Nichtstörer

Unbeteiligte Person; Nicht verantwortliche Person

Entgenderter Begriff

N-Wort

N-Wort

Es wird davon abgeraten, das N-Wort vollständig auszuschreiben.

Pflegebedürftig; Pflegefall

Mensch mit Pflegebedarf; Mensch mit Assistenzbedarf

Der Alternativbegriff ist weniger abwertend als der Ausgangsbegriff.46 Bei Menschen von Fällen zu sprechen reduziert diese auf ihren Lebensumstand, daher sollte von dem Bedarf an Pflege oder Assistenz gesprochen werden.

Polizist

Auf Seiten der Polizei agierende Person; Polizeikraft

Entgenderter Begriff

Richter

Entscheidende/rechtsprechende Person (sg.); das Gericht (pl.); Richterschaft (pl.); Richter*innenschaft (pl.); Spruchkörper

Entgenderter Begriff

Der Begriff “Richterschaft” kann kritisiert werden, da die Defizite des generischen Maskulinums in abgeschwächter Form auch auf diesen Kollektivbegriff zutreffen.

“Rasse”

Durch das in Anführungszeichen setzen des Begriffs der “Rasse” kann deutlich gemacht werden, dass auf die Verwendung in rechtlichen Normen verwiesen wird. Gemeinsam mit einer Fußnote bietet es sich an, dadurch zu verdeutlichen, dass der Begriff verwendet wird, weil das Gesetz ihn nutzt, es “Menschenrassen” allerdings nicht gibt und “Rasse” als soziale Konstruktion verstanden wird. Darüber hinaus kann die Verwendung von Anführungszeichen auchveranschaulichen, dass es unterschiedliche Begriffsverständnisse gibt. Durch die Verwendung des englischen Begriffs race kann auf den englischsprachigen Kontext verwiesen werden; er stellt gleichwohl kein Synonym für den deutschen Rechtsbegriff der “Rasse” dar. Teilweise wird anstelle des Begriffs die postkategoriale Formulierung “rassistische Diskriminierung” verwendet.47 Es sei zudem darauf hingewiesen, dass die Diskussion an dieser Stelle nicht abschließend dargestellt werden kann und bei der Verwendung des Begriffs eine vertiefte Auseinandersetzung mit der einschlägigen Literatur geboten ist.48 Zu rassistischer Sprache im Allgemeinen und dem "Rasse"-Begriff im Grundgesetz auch nochmal an anderer Stelle in diesem Leitfaden.

Rollstuhl: an den Rollstuhl/Bett gefesselt

Benutzt den Rollstuhl49/bettlägrig

An den Rollstuhl “gefesselt” zu sein erweckt ein negatives Bild von der Benutzung eines Rollstuhls und wertet die Menschen ab, die einen Rollstuhl nutzen.50 Zudem wird der Rollstuhl hier negativ konnotiert, anstatt ihn als positive besetztes Werkzeug für behinderte Menschen wahrzunehmen, das Teilhabe und Selbstständigkeit ermöglicht

Sekretär*in

Sekretariat

Entgenderter Begriff

Sozial schwacher Mensch

Wirtschaftlich schwacher Mensch; unterprivilegierter Mensch

Die Bezeichnung “sozial schwacher Mensch” impliziert, dass es “sozial starke Menschen” gebe und stellt eine vermeintliche Verbindung zwischen dem Einkommen und sozialer Kompetenz her.51 Bezeichnen soll dieser Begriff ein geringes Einkommen, teilweise auch fehlende Privilegien. Zur Bezeichnung eines geringen Einkommens kann deshalb “wirtschaftlich schwacher Mensch”, für fehlende Privilegien “unterprivilegierter Mensch” verwendet werden.

Staatsanwalt

Staatsanwaltschaft; Staatsanwält*innenschaft

(Teilweise) Entgenderter Begriff

Der Begriff “Staatsanwaltschaft” kann kritisiert werden, da die Defizite des generischen Maskulinums in abgeschwächter Form auch auf diesen Kollektivbegriff zutreffen. Allerdings steht hier nicht die einzelne Person im Mittelpunkt, sondern die Behörde.

Störer

Polizeirechtlich verantwortliche Person; polizeipflichtige Person

Entgenderter Begriff

Störereigenschaft

Polizeipflichtigkeit

Entgenderter Begriff

Täter

Täterschaft

Entgenderter Begriff

“Taube”; “Gehörlose”; “Taubstumme”

Gehörlose Person; hörbehinderte Person; taube Person

Die Alternativformulierungen sind eine gute Alternative, weil sie den Menschen eben nicht auf die Gehörlosigkeit reduzieren, sondern die Gehörlosigkeit als nur einen Aspekt aufzeigen.

Die Bezeichnung als “taubstumm” ist eine diskriminierende Bezeichnung, da gehörlose Menschen mittels Gebärdensprache kommunizieren können und somit nicht stumm sind.52

“Transsexuell”

#K

trans*

Der Begriff “transsexuell” deutet eine Verbindung des Trans* seins mit der Sexualität an, die nicht besteht. Der Begriff “trans*” kann wie ein Adjektiv verwendet werden, Beispiel: “Eine trans* Person geht zum Supermarkt.”

Der Stern soll hierbei vielfältige transgeschlechtliche Realitäten abbilden.

#K Zu beachten ist, dass der Begriff “transsexuell” von manchen trans* Personen als Selbstbeschreibung genutzt wird. Diesem Wunsch sollte dann entsprochen werden.53 Das Gegenstück zu trans* wird cis genannt. Also Menschen deren Geschlecht/Gender mit der ihnen (bei Geburt) zugewiesenen geschlechtlichen Identität übereinstimmt. Die Markierung als cis-Mann oder cis-Frau kann wichtig sein, um den Fokus auf Normalität zu verändern und nicht immer trans* Personen als “andersartig” zu markieren. (Siehe auch inter* und endo).

Überalterung

Demografische Entwicklung

Der Begriff der “Überalterung” soll eine demografische Entwicklung bezeichnen, wertet diese jedoch als negativ und stigmatisiert somit Menschen im höheren Lebensalter.

“Person XY ist unschuldig in Not geraten.”

Sätze wie der Ausgangssatz sollten ersatzlos weggelassen werden, da sie die Armut mit persönlicher Schuld verknüpfen.54

Vater

#K Elternteil; Vater

Entgenderter Begriff

#K Für Menschen kann es wichtig sein, sich als “Vater” zu bezeichnen, bspw. für trans* Männer. Möchte eine Person deshalb als “Vater” bezeichnet werden, ist dies auch zu respektieren.

Verbraucher

Verbrauchende Person; Verbrauchende (pl.)

Entgenderter Begriff

Verfahrensbeistand

Verfahrensbeistandschaft

Entgenderter Begriff

Verfassungsgeber

Verfassungsgebende Gewalt

Engenderter Begriff

Verkäufer

Verkaufende Person; Verkaufende (pl.)

Entgenderter Begriff

Verursacher

Person, die die Ursache gesetzt hat; verursachende Person

Entgenderter Begriff

Verursacherprinzip (bspw. im Umweltrecht)

Verursachungsprinzip; Ursprungsprinzip; englisch: polluter pays principle

Entgenderter Begriff

V-Mann

V-Person

Entgenderter Begriff

“Wirtschaftsflüchtling”

Arbeitseinwanderung; Arbeitszuwanderung

Die Alternativbegriffe “Arbeitseinwanderung” und “Arbeitszuwanderung” bezeichnen die Situation, dass Personen aus wirtschaftlichen Gründen einreisen.55

Die Bezeichnung als “Wirtschaftsflüchtling” hingegen ist idR. abwertend gemeint, in dem ein Fluchtgrund unterstellt wird, der den Menschen sogleichabgesprochen wird. Dies ist eng verknüpft mit der fehlenden Anerkennung der Rechtsordnung von wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit als Fluchtgrund.

Z-Wort

Sinti*zze und Rom*nja

Die Alternativbegriffe sind eine Selbstbezeichnung der (sehr heterogenen) Gruppe. Von der Verwendung der Abkürzung “Z-Wort” wird abgeraten, da dies immer noch eine Reproduktion des eigentlichen Wortes ist. Das Z-Wort an sich (nicht in der Abkürzung) ist eine verunglimpfende Fremdbezeichnung.56

1-Mann-GmbH

1-Personen-GmbH

Entgenderter Begriff

Weiterführende Literatur

  • Für mehr als 1000 entgegenderte Begriffe, die sich nicht auf Begriffe juristischer Kontexte beschränken: geschickt gendern, Genderwörterbuch.

  • Allgemein für diskriminierungssensibilisierte Sprache zu den Dimensionen Geschlecht, Alter, physische und psychische Behinderungen, sexuelle Orientierung, Migration, soziale Lage, Religion und Weltanschauung: Koordinierungsstelle Chancengleichheit Sachsen (KCS), Ausgesprochen vielfältig. Diversitätssensible Kommunikation in Sprache und Bild. Eine Handlungsempfehlung, 2021, https://www.kc-sachsen.de/files/chancengleichheit/Publikationen/2104_Koordinierungsstelle_Ausgesprochen_vielfältig_PDF.pdf.

  • Leitfaden für Texte über Menschen mit Behinderung: Leitmedien, Behinderung in den Medien, https://leidmedien.de/journalistische-tipps/leitfaeden/leidmedien-broschuere/.

  • Leitfaden für rassismuskritische Sprache: Antidiskriminierungsbüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V., Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch. Handreichung für Journalist_innen, 2013, https://www.oegg.de/wp-content/uploads/2021/09/Leitfaden-fuer-einen-rassismuskritischen-Sprachgebrauch-2013-geschwaerz.pdf.

  • Für ein ausführliches Glossar an rassismuskritischer Sprache mit Bezug auf den geschichtlichen Kontext der Begriffe: Susan Arndt/Nadja Ofuatey-Alazard, Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, 4. Auflage 2019.

  • Umfangreiches Glossar diskriminierungssensibilisierter Begriffe inkl. Erklärungen: Neue deutsche Medienmacher*innen, Glossar,

  • https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/.

  • Ronen Steinke, Antisemitismus in der Sprache. Warum es auf die Wortwahl ankommt, 2022.

  • Bartels und andere, Umkämpfte Begriffe der Migration, 2023, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783839457122/html?lang=de.

  • Internetseiten, die hilfreich sind für eine sensible Schreibweise über Menschen mit Behinderung: https://leidmedien.de/begriffe/; https://raul.de/; https://www.angrycripples.com/; https://www.luisalaudace.de/.

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